Evangelische Kirche | Hedersleben(Lutherstadt Eisleben) Herbst morgen

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Die Evangelische Kirche

Die romantisch gelegene spätgotische Dorfkirche ragt mit ihrem 32 m hohen Kirchturm über den Ort. Im 10.Jahrhundert begannen Mönche aus dem in Hedersleben ansässigen Kloster mit dem Bau des Gotteshauses auf dem Kirchberg. Von diesen Ursprüngen zeugt noch heute der alte romanische Turm, welcher sich nach dem Schiffe mit zwei Halbkreisbögen öffnet. Durch zahlreiche Umbauten in den verschiedenen Jahrhunderten bekam das Gotteshaus sein einzigartiges Gesicht.So wurde bereits im 16. Jahrhundert belegbare Umbauten vorgenommen, davon zeugt ein Stein - wie ein Grenzstein geformt- über der Tür, die von der südlich gelegenen Wendeltreppe auf die Patronatsloge der Kirche führt, auf dessen Fläche zu lesen ist:

1587 H E D E R S L E B E N - E.V.M.OB.

Ernst von Mandelsloh - Oberst Herr im Amt

Hedersleben im Jahre 1587 in diesen Jahren erfuhr die Kirche umfangreiche Erweiterungen.

Die größte und heute noch sichtbarste Sanierung erfuhr das Gotteshaus zwischen 1868 und 1898. In diesen Jahren entstand der mächtige Westturm im nordischen Stil.

Ein Spaziergang

Ein Spaziergang um die Kirche gleicht einer Zeitreise vom tiefsten Mittelalter bis ans Ende des 19. Jahrhunderts. Beginnt man an der Ostseite so fällt der Blick auf den im halben Achteck geschlossen Altarraum mit seinen sehr schlanke Fenstern . An der Südseite erkennt man den ursprünglichen Eingang, der heute noch zu erkennen ist. Ein Stück nördlich, vorbei an zwei weiteren schlanken Fenstern, zeigt sich er Südturm aus dem 19. Jahrhundert. Dieser wird als Kantorenstiege bezeichnet, da die Wendeltreppe direkt zur Orgelempore führt. Geht man nun ein paar Schritte weiter so offenbart der mächtige Westturm aus dem selben Jahrhundert mit seinem großen Portal und der darüber reich verzierten Rosette seine Gestalt. Der 1997 sanierte Kirchturm beinhaltet die Eingangshalle zu ebener Erde, darüber befindet sich die Windanlage der Orgel. In der nächsten Etage steht das Uhrwerk von der Firma C.F. Rochlitz Berliner Großuhrenfabrik. Die zwei Glocken in ca. 23m Höhe stammen aus verschiedenen Epochen. Über den beiden Glocken sitzt das mit einem Durchmesser von 1,08 m große Ziffernblatt der Turmuhr. Eine weitere Glocke hängt in der Laterne der Turmspitze, sie ist ein halbschalenförmiger Klangkörper mit 80cm Durchmesser und schlägt die Zeit an. Als Abschluss der Turmspitze wacht der 1,5m große Wetterhahn . Die Nordseite der Kirche wird von einer Fensterfront geprägt, die mit 3 großen, hohen und zwei kleinen Fenstern versehen ist. Scheinbar am Westturm lehnend zeigt sich der dritte Turm, der Nordturm. Er ist in Ziegelsteinrundform gebaut und ebenfalls aus der großen Sanierungszeit vom Ende des 19. Jahrunderts.

Im Inneren

Betritt man das Gebäude durch das Hauptportal, so fällt der Blick auf die Ehrentafel der in den 1.Weltkrieg gezogenen Hederslebener. Hier befinden sich die Gefallenen in der Mitte in Form eines eisernen Kreuzes und die Überlebenden ringsherum. Verlässt man die Halle in Richtung Kirchenschiff, so durchquert man den 1993 unter die Orgelempore eingefügten Gemeinderaum, der sich dem Bild der Kirche anpasst. Im Innenraum bieten zwei Emporen, eine Patronatsloge und die Kirchenbänke für ca. 280 Personen Platz

Der Taufstein

Die Gutsfrau Albertine Florstedt stiftete 1877 anlässlich der Generalsanierung der Kirche den "neuen" Taufstein.Dieser Stein stammt aus der Bösenburger Steinmetzschule. Im neugotischen Stil gehauen repräsentiert er die im 19. Jahrhundert typische Form.Da sich unsere Kirche durch die Mischung aller Zeitepochen auszeichnet, darf diese natürlich nicht fehlen. Der Taufstein hat eine Höhe von 1,20 m und ist achteckige. Seinen Platz hat er nach evangelischen theologischen Anschauungen im Zentrum der Gemeinde- vor dem Altar. Besonders bemerkenswert ist die im Taufstein eingelassene Taufschale. Mit reich verzierten Motiven aus der Bibel. Sie besteht aus metallischen Gussmaterial und wird aus Sicherheitsgründen nicht in der Kirche aufbewahrt.

Kostbarkeiten

Wendet man sich vom Altar ab und sieht nach rechts, dann bemerkt man einen alten schmiedeeisernen Ofen, der in früherer Zeit für Wärme an kalten Sonntagen gesorgt hat. Er hat drei Heizkessel und einen gewaltigen Rauchabzug mit einem Durchmesser von ca. 60 cm. Jetzt ist er zwar außer Betrieb, aber als Schmuckstück nicht wegzudenken. Hebt man nun seinen Blick, so sieht man die Patronatsloge der Gutsbesitzer Florstedt. Die mit 8 Bögen gestaltete Loge beherbergt 4 Bibelsprüche im unteren Bereich, welche verziert und aufwendig umrahmt sind. So kann man – für das Volk in verständliche Worte gefasst die Sprüche noch lesen. Leider hat die Zeit die Zeichen schon verblassen lassen. Wir haben für Sie die Sprüche online aufbereitet. Klicken Sie einfach auf das nebenstehende Bild: Gegenüber der Patronats-loge hängt ein reich mit Holzstück verzierter Bilderrahmen der Familie „von Biberstein“. Dieser Rahmen besteht aus einer Kette von Wappen. Der von der Patronin Fräulein von Waldenburg der Gemeinde gestiftet wurde. Durch eine Höhe von 2 Metern und seiner Breite von 1,60 m fällt dieses Kunstwerk ins Auge.

Der Altar

Nun fällt der Blick auf den prächtigen und reich verzierten barocken Hochaltar aus dem 17. Jahrhundert . In dem unteren Bereich befinden sich zwei Propheten in Lebensgröße – bei dem Linken handelt es sich um Moses, der die Tafel der 10 Gebote in der Hand hält. Die rechte Figur stellt Johannes den Täufer dar, zu dessen Füßen ein Adler steht. Über dem Altartisch sitzt die Kanzel, in deren Hintergrund ein Ölgemälde auf Holz angebracht ist, auf dem Jesus mit Dornenkrone und Heiligenschein zu sehen ist. Über dem Bild schwebt eine weise Taube. Der Kanzelhimmel ist als Nest ausgebaut, in dem sich ein Pelikan die Brust aufreißt um seine Jungen zu füttern. Auf der Stirnseite befindet sich ein Schild in Sonnenform auf dem die Aufschrift- INRI- zu lesen ist. Zu den Seiten springen zwei Engelsfiguren vom Nestrand. Auf selber Höhe sitzen zur Linken und Rechten zwei lebensgroße Engel, welche links zwei Wappen mit Adler und rechts die Mansfelder- Querfurter Wappen halten. Im obersten Teil ist Christi Himmelfahrt plastisch dargestellt. Hier zeigt sich Jesus auf einer Wolke mit einer weißen Fahne mit rotem Kreuz umringt von Fanfaren blasenden Engeln.

Die Glocken

Die Orgel

Auch in dieser Kirche ist das wichtigste Musikinstrument die Orgel.

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Das Wort Orgel stammt übrigens vom griechischen Begriff "organon" ab, welcher allgemein "Werkzeug" oder "Instrument" bedeutet. Im musikalischen Zusammenhang interpretiert bedeutet dies also "Tonwerkzeug" oder "Musikinstrument".

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Das barock wirkende Orgelprospekt ragt auf der Nordseite des Kirchenschiffes von der ersten Empore hervor. Ihr Baujahr wird in das ausgehende 19. Jahrhundert datiert. Allerdings ist das genaue Jahr sowie der Orgelbaumeister leider unbekannt.
Die Orgel ist eine mechanische Schleifladenorgel. Dies bedeutet, dass sich unterhalb aller Pfeifen eines Registers Leisten befinden, welche zwischen Pfeifenstock und Fundamentbrett (mit Ventilöffnung) eingebaut sind. Diese Leiste wird Schleife genannt. Das Ziehen eines Registers verschiebt diese Schleife, womit die Windzufuhr zu den Pfeifen eines Registers ermöglicht wird.

Die mechanische Verbindung der Tasten mit den Spielventilen in den Windladen wird auch als Traktur bezeichnet. Bauelemente der Spieltraktur sind Abstrakten, Winkel und Wellen, welche auf einem Wellenbrett zusammengefasst werden.

Um eine Klanvielfalt zu erreichen wurden in unserer Orgel 17 klingende Pfeifenregister verbaut. Ein Register definiert sich durch eine Pfeifenreihe gleicher Bauweise vom tiefsten bis zum höchsten Ton.

Die Register verteilen sich auf 2 Manuale und ein Pedal. 4 Register finden sich im oberen Manual. Diese haben in ihrem Klangumfang durchgehend ruhigen und bedeckten Charakter. Im Hauptwerk (unteres Manual) sitzen 9 Register. Hier stehen die Prinzipale als Hauptstimmen in dem Vordergrund im Zusammenspiel mit weiteren Registern ist dies das dominierende Werk. Grundtönig untermalen die 4 Register im Pedal den Klang der Orgel. Hier werden Pfeifen in einer Länge bis zu 5 Metern angespielt.

So errechnet sich die Gesamtanzahl der Pfeifen unserer Orgel:

Werk	Tasten	Register	Pfeifen pro Ton	Summe
Hauptwerk	56	8	1	448
Hauptwerk	56	1(Mixtur)	3	168
Oberwerk	56	4	1	224
Pedal	32	4	1	128

Damit stehen 968 Pfeifen der Orgel zu Hedersleben zur Verfügung.

Da die Klangerzeugung vergleichbar der einer Blockflöte ist, braucht auch eine Orgel Luft zum klingen. Auf Grund der Menge der Pfeifen und Größe des Instrumentes wird hier eine beträchtliche Luftmenge benötigt. Hierzu dienen Mehrere Luftspeicher (Bälge). Zwei Schöpfbälge versorgen den Magazinbalg mit Luft. Ein weiterer kleiner Magazinbalg verhindert bei sehr starken Spiel ein wimmern der Orgel durch ausbleibende Luftmenge.

Seit den 1920er Jahren übernimmt ein Drehstrommotor (400V) mit angeschlossenen Saugventilator die Befüllung der Bälger mit Luft.

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